Das kleine ET420-Lexikon

S-Bahn

Schnellbahn

Als Geburtstag der Bezeichnung "S-Bahn" wird der 25. Dezember 1930 genannt. Damals hat dieser Begriff erstmals in dem Nachrichtenblatt der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft Verwendung gefunden. Dem folgte alsbald ein Markenzeichen das beinahe jedem Menschen hierzulande bekannt sein dürfte: Das weisse geschwungene "S" auf einer grünen Scheibe.

Das deutschlandweit bekannte Zeichen für die Schnellbahn.

Das Symbol stand in den dreissiger Jahren für ein modernes Nahverkehrssystem, das mit Ring- und Stadtbahn, sowie den Radialstrecken in die Aussenbezirke ein dichtes leistungsfähiges Schnellbahnnetz für Berlin brachte. S-Bahnzüge waren schnell als solche erkennbar, waren dies ausschliesslich elektrische Triebzüge die sich durch ihre markante Farbe bestehend aus einem ockerfarbenen Gelbton und Weinrot abhoben. Hamburg als deutschlands zweitgrösste Stadt ernannte noch in den vierziger Jahren seine elektrische Vorortbahn zu einer S-Bahn.

Die Deutsche Bundesbahn besinnte sich der bekannten Marke, als sie in den sechziger Jahren für die Großstädte München, Stuttgart und Frankfurt eine "Verbindungsbahn" durch die Innenstadt plante.

Nach Hamburg wurde im Ruhrgebiet der dritte S-Bahnbetrieb am 28.09.1967 betrieben durch Wende- und Triebzüge eingerichtet. 1972 Folgte München mit dem ersten S-Bahnbetrieb moderner Prägung, dem die Grossräume Frankfurt und Stuttgart 1978 folgten.

1987 begann das S-Bahnzeitalter auch für Nürnberg, das zu Beginn erst einmal mit nur einer Linie vorlieb nehmen musste. Heute besteht das Netz aus drei Linien.

In den neunziger Jahren wurde das Stadtbahnkonzept von Karlsruhe in den Stand einer S-Bahn erhoben.

Zum EXPO-Jahr 2000 erhielt schliesslich Hannover ein modernes S-Bahnsystem, für das eine eigene Baureihe (ET424/434) gefertigt wurde.

Die Entwicklung in der DDR brachte zu ihrer Zeit neue S-Bahnen für Leipzig, Dresden, Halle, Magdeburg und Rostock. Dabei legte die Reichsbahn notgedrungen die Messlatte für einen hochwertigen S-Bahnbetrieb um einiges tiefer als dies bei der Bundesbahn der Fall war. Sowohl die Dringlichkeit durch einen steigenden Individualverkehr, wie auch die Finanzierbarkeit waren nicht gegeben. Zudem erreicht keiner der genannten Stadtregionen die Grösse der Ballungsräume von Rhein/Ruhr, Rhein/Main, dem Neckarraum oder München. So hat es der Reichsbahn der DDR genügt, Vorortzüge die in einem festen Takt verkehrten als S-Bahn zu bezeichnen. Hinzu kam ein eigener S-Bahntarif. Erst Mittelfristig ist für die Zukunft ein Ausbau der S-Bahnsysteme in Ostdeutschland auf ein höheres Niveau vorgesehen, wobei die Zentren Dresden und Leipzig dort an erster Stelle stehen.

Das Produkt "S-Bahn" ist aber auch in der Vergangenheit schon zum Exportarktikel geworden. So betreibt zum Beispiel Wien ein S-Bahn-Netz mit elektrischen Triebzügen.

Zürich hat seit 1990 eine S-Bahn für die spezielle Doppelstock-Wendezüge konzipiert wurden. Einen Innenstadttunnel hat man mit den bestehenden Einrichtungen klug verbunden, so das Durchmesserlinien entstehen konnten.

Basel folgt mittlerweile dem Konzept Zürichs und baut ein eigenes S-Bahn-Netz aus.

Kopenhagen betreibt seit Jahrzehnten die sogenannten "S-Togs", welche in den meisten Punkten mit den westdeutschen S-Bahnsystemen vergleichbar sind. Das Symbol ist ebenso ein geschwungenes "S", welches auf einer roten, sechseckigen Scheibe ruht.

Wenn auch in anderen Ländern die Bezeichnung "S" nicht Verwendung findet, so kann man viele Systeme als "S-Bahnähnlich" bezeichnen. So z.B. die RER im Vorortverkehr von Paris oder die Pendeltågen in Stockholm. Barcelona bekam zu seinen Olympischen Spielen 1992 ein vergleichbares S-Bahnsystem, wie München zu seinen Spielen 20 Jahre zuvor.

Tokyo ist nicht nur für seine U-Bahnen berühmt, auch zahlreiche Vorortlinien stützen den Verkehr in der Millionenstadt und auch Seoul in Süd Korea hat einen Stammstreckentunnel für einen effektiven Vorortverkehr realisiert. All diese Bahnen sind nicht zwingend auf die Berliner S-Bahn der dreissiger Jahre zurückzuführen und doch hat diese entscheidene Impulse über Ländergrenzen hinweg zur Lösung von Verkehrsproblemen gebracht.

(dm)
2002