Das kleine ET420-Lexikon

Tunnelbahnhof

Untergrundbahnhof

S-Bahnen befahren in den Innenstädten oftmals eigene Tunneltrassen welche die Fahrgäste bis direkt unter das Zentrum bringen. Diese Untergrundbahnhöfe werden oftmals im Fachjagon Tunnelbahnhöfe genannt damit sie nicht mit den Städtischen U-Bahnhöfen verwechselt werden. Diese Stationen bilden meist den Dreh- und Angelpunkt des gesamten Nahverkersnetzes, da auch die Kommunalen Verkehrssysteme dort miteinander verknüpft werden. Die modernen S-Bahnsysteme von München, Frankfurt und Stuttgart zeichnet diese direkte Verbindung des Zentrums mit dem Umland aus. Wo ehemals die Fahrt aus den Aussenbezirken in die Stadt meist im jeweiligen Hauptbahnhof endete, kann ohne Umsteigen und mit Fahrzeitgewinn bis unter das pulsierende Herz der Grossstadt gefahren werden. Das Zeit- und Kostenaufwendigste Unternehmen bei den S-Bahnprojekten war bei allen drei dieser Städte die Verwirklichung dieser unterirdischen Anbindung des Stadtzentrums an das bestehende Vorortbahnnetz.

Bild: 420 600 am Marienplatz
420 600 unter dem Marienplatz im Mai 2000.

Begonnen hatte mit diesem Konzept, wie in so vielen Dingen, die alte Reichshauptstadt Berlin. Bereits anfang des 20. Jahrhunderts erkannte man das die Randlage der Kopfbahnhöfe südlich und nördlich von Berlins Mitte zum unnötigen und zeitraubenden Umsteigen führten, welches zudem den städischen Verkehr zusätzlich belastete. 1882 konnte das gleiche Problem zwischen den westlich und östlich des Zentrums gelegenen Endbahnhöfen noch mit dem bekannten Stadtbahnviadukt gelöst werden. Dieses Bauwerk führt die Eisenbahn hoch über dem Strassenniveau durch die Stadt. Doch anfang der dreissiger Jahre des 20.Jahrhunderts liess die Stadtstruktur keine Möglichkeit mehr für eine gleichartige überirdische Bahnverbindung zwischen Nord und Süd zu.

So kam es zum Bau des Nordsüdtunnels durch das Zentrum der Stadt.
Hier wurde erstmals das Konzept verwirklicht, bei dem die S-Bahn mit eintritt in den Tunnel gleichsam eine wundersame Metamorphose von einer Vorort- zu einer Untergrundbahn vollziehen zu scheint. Ein Faszinosum das ihr viele Fans aber vorallem wegen dieser effizienenz noch vielmehr Fahrgäste beschehrte. So kann ohne umsteigen aus dem brodelnden Zentrum Berlins mit einem geschäftigen Potsdamer Platz und einem urbanen Pariser Platz hinaus bis hinter die Stadtgrenze gefahren werden. Auf diese Untergrundbahnhöfe weisen statt den sonst im Stadtbild schon gewohnten U-Bahnschilder, die grünen runden Schilder mit dem schwungvollen "S" hin.

Bild: Offenbach-Marktplatz
Offenbach Marktplatz im Juli 1995.

Erst 1972 wurde in München an dieses so erfolgreiche Konzept angeknüpft. Dort, wie etwas später auch in Frankfurt, Hamburg und Stuttgart, macht dieses Zeichen in den Fussgängerzonen darauf aufmerksam das hier die Reise weiter als nur bis zum nächsten Stadtteil geht. Die Region hat den direkten Anschluss zur ihrer Stadt gefunden, ob das nun der Marienplatz, die Königstrasse, oder die Zeil ist.

Seit 1995 hat auch Offenbach, neben Frankfurt als zweite Stadt in dem gemeinsamen S-Bahnnetz seinen zentralen Anschluss an die Schnellbahn bekommen, dabei wird sogar auf einen Anschluss mit dem Hauptbahnhof verzichtet der am Rand des Zentrums liegend von der S-Bahn nicht berührt wird.

Bild: Bahnhof Ismaning
Lichtschächte erhellen den Bahnhof von Ismaning.

Neben den Tunnelbahnhöfen in den Stadtzentren entstanden solche vorallem auch an Flughäfen. Frankfurt machte mit seinem International bedeutenden Airport bereits 1972 den anfang. Dieser Bahnhof, der mittlerweile nach Fertigstellung des neuen ICE-Bahnhofs zum "Regionalbahnhof Frankfurt Flughafen" degradiert wurde, war von beginn an für einen Mischbetrieb mit Fern- , Regional- und S-Bahnzüge konzipiert worden. München erhielt erst ab 1992 mit dem neuen Flughafen im Erdinger Moos einen S-Bahnanschluss in die weite Welt. Eine Besonderheit auf der Strecke der S8 zum Flughafen ist aber noch ein zweiter Tunnelbahnhof: Damit die Bahn nicht den Ort Ismaning in zwei Hälften zerteilt, wurde eine unterirdische Durchquerung des Gemeindegebiets beschlossen. Ismaning bekam den sechsten Untergrundbahnhof im Münchener S-Bahnnetz, der siebente wurde der Endbahnhof unter dem Flughafenterminal.
Seit 1993 enden auch im Keller des Stuttgarter Flughafens S-Bahnzüge aus Schorndorf und Backnang.

» Untergrundbahnhöfe in Deutschland

(dm)
2002