Das kleine ET420-Lexikon

Druckluftergänzungsbremse

 

Die Triebzüge ET 420/421 verfügen über eine elektrodynamische Bremse (E-Bremse), welche als Widerstandsbremse realisiert ist. Sie wird über den Fahrbremshebel bedient. Aus physikalischen Gründen nimmt die Leistung der E-Bremse bei sinkender Geschwindigkeit ab. In der Fahrzeugsteuerung ist eine Funktion eingebaut, die bei sinkender Bremskraft der dynamischen Bremse (ab ca. 60 km/h) die Bremsung mit der Druckluftbremse auf die gewünschte Bremskraft ergänzt (daher Druckluftergänzungsbremse).
Hierbei wird von der Fahrzeugsteuerung erkannt, dass der Bremsstrom unter einen bestimmten Wert (der der vorgegebenen Bremskraft entspricht) gesunken ist. Nun wird mittels Pulsbreitenmodulation ein Magnetventil, das sogenannte Bremsstromventil, angesteuert. Dieses lässt nun Luft in die Bremszylinder strömen in dem der Bremsdruck aufgebaut wird. Je nach Stromstärke (max. ca. 550mA) am Bremsstromventil bis maximal etwa 2 bar.

Die Druckluftergänzungsbremse erhöht bei fallender Geschwindigkeit und abnehmendem Bremsstrom im gleichen Maße den Druck im Bremszylinder. Hierdurch wird erreicht, dass die Bremskraft von 120-0 km/h nahezu konstant bleibt. Das Anlegen der Druckluftergnzungsbremse geschieht so sanft, dass es vom Fahrgast in der Regel nicht wahrgenommen wird. Lediglich das Abschalten der Bremsschütze ist hörbar, wobei die Abschaltung bei den Triebzügen 001 bis 200 (1. und 2. Bauserie) erst beim Schalten in Nullstellung erfolgt und die Bremswiderstandslüfter zumeist auf eine niedrige Drehzahl automatisch herunter geregelt werden. Bei allen Fahrzeugen ab der 3. Bauserie erfolgt das Abschalten der Bremsschütze kurz vor Stillstand (bei 8 km/h ungefähr). Darüber hinaus schalten bei allen 420ern ab 201 aufwärts die Bremswiderstandslüfter zusätzlich bei abfallendem Bremsschütz automatisch in Langsamlauf, sobald die Widerstandstemperatur 200 Grad Celsius unterschreitet (ist dies nicht der Fall, verbleiben diese in Schnelllauf).

Aus unterschiedlichen Gründen kann es vorkommen, dass ein Bremsschütz nicht anzieht und somit die elektrodynamische Bremse am betreffenden Drehgestell unwirksam ist. Auch hierbei wird von der Fahrzeugsteuerung der zu niedrige (weil fehlende) Bremsstrom erkannt und die Druckluftergänzungsbremse legt sofort an. Bei einer gestörten E-Bremse ist daher entweder an der betreffenden Anlage der Kleinselbstschalter (KS) "Druckluftergänzungsbremse" auszulegen oder die Geschwindigkeit auf 70 km/h zu verringern (je nach Zuglänge), da es sonst zu einer thermischen Überlastung der Bremsscheiben und Bremsbeläge kommen würde.

(mw/cs)
28.05.2008