Das kleine ET420-Lexikon

Betriebshof

kurz: Bh, früher: Betriebswerk, Bw

Schienenfahrzeuge werden entsprechend ihrem Einsatzgebiet einem Betriebshof zugewiesen der sich um die technische Unterhaltung und Disposition der Fahrzeuge zu kümmern hat. Meist werden in einem Betriebshof, welcher bis vor wenigen Jahren noch als Betriebswerk bezeichnet wurde, Fahrzeuge bestimmter Baureihen zusammengefasst stationiert.

Bild: 420 604
Das "Heimat Bw" von 420 604 ist München- Steinhausen.
Foto: Manuel Gründler

Den Betriebshöfen obliegt es seine Fahrzeuge in einem einsatzfähigen Zustand zu erhalten. So muss an jedem Fahrzeug nach einer festgelegten Laufleistung eine sogenannte "Fristarbeit" erfolgen. Dabei wird der Zustand das Fahrzeugs kritisch untersucht. In noch kürzeren Intervallen wird die sog. "Nachschau" durchgeführt. Hier werden die Fahrzeuge nach eventuell kurzfristig aufgetretenen Fehlern oder Schäden inspiziert.

Anstehende Reparaturen werden in Regel von der Werkstatt des Betriebshofs behoben, sind umfangreichere Maßnahmen erforderlich oder steht eine grosse Revision an übernimmt diese Aufgabe das zuständige Ausbesserungswerk.

Bei der Errichtung neuer S-Bahnsysteme in München, Stuttgart, Frankfurt, sowie an Rhein und Ruhr wurde der Bau von spezialisierten Bahnbetriebswerken erforderlich. Aufgrund des Umfangs der erforderlichen Fahrzeuge zum Betrieb eines S-Bahnnetzes war dieser Schritt durchaus gerechtfertigt. Die klassischen S-Bahnen in Berlin und Hamburg hatten von Beginn an eigene S-Bahnbetriebswerke. Die S-Bw´s waren auch wegen des Systemunterschieds durch die Gleichstromfahrzeuge und die daraus resultierende Spezialisierung auf diese Betriebsart sinnvoll.

Ähnlich gestaltet sich dies auch bei den neueren Betriebshöfen für Wechselstrom S-Bahnen. Die Betriebshöfe München-Steinhausen, Plochingen (für Stuttgart), Frankfurt-Griessheim und Düsseldorf konzentrieren sich allein auf die technische Instandhaltung von S-Bahnfahrzeugen, die in grosser Zahl in den jeweiligen S-Bahnnetzen eingesetzt werden.

München-Steinhausen, WMSth

Der Einsatz von ca. 210 Fahrzeugen für den S-Bahnbetrieb machten den Bau eines neuen Betriebswerks notwendig. In verschiedenen Bauabschnitten entstand eines der grössten S-Bahnbetriebswerke Deutschlands. Bis zum Jahr 2000 wurden dort ausschliesslich Fahrzeuge der Baureihe ET420/421 unterhalten. Nunmehr werden in steigender Zahl auch Triebfahrzeuge der Baureihe ET423/433 dort stationiert. Bis 2005, so sehen es Pläne vor, werden alle ET420-Einheiten durch neue Triebzüge ersetzt werden. Der Betriebshof wird sich dann wieder auf die Unterhaltung nur eines einzigen Baureihentyps einstellen können.

Bild: Werkshalle in München-Steinhausen

Der Bh München-Steinhausen, zuständig für über 200 S-Bahnfahrzeuge.
Foto: Matthias Mahl

Bild: 420 424 in TP
420 424, ist seit seiner Auslieferung 1993 in Plochingen beheimatet.
oto: Manuel Gründler
Plochingen (S-Bahn Stuttgart), TP

Das zum Start des S-Bahnbetriebs in Stuttgart 1978 fertiggestellte Betriebswerk in Plochingen beherbergte von 1978 bis 1999 ebenfalls alleine Triebfahrzeuge der Baureihe 420/421. Seit 1999 zählen auch ET423-Ganituren zum Bestand des S-Bahnbetriebshofs. Während des Vorlaufbetriebes in Stuttgart wurden die ersten 420er in dem Betriebswerk Esslingen untergebracht, welches heute schon nicht mehr existiert. Der Standort Plochingen befindet sich, anders als bei vielen anderen S-Bahnbetrieben dezentral am Rande des Einsatzgebietes. Das durch die Tallage eingeengte Stuttgarter Kerngebiet bot kaum ausreichend Platz für ein neues Betriebswerk, so wurde ein bestehendes Bw in Plochingen auserkoren und für die Unterhaltung der S-Bahnfahrzeuge ausgebaut, was jedoch einem Neubau gleich kam. Da die S1 ein hohes Fahrgastaufkommen aufzuweisen hat, gereichte der Standort Plochingen dem Stuttgarter S-Bahnbetrieb nicht zum Nachteil, wie anfangs zum Teil angenommen wurde.

Bild: 420 801
420 801 steht im Frankfurter Aussenbahnhof.
oto: Manuel Gründler
Frankfurt Griessheim, FGM

Mit dem Standort Griessheim konnte eine relativ zentrale Lage für ein S-Bw im Frankfurter S-Bahnnetz gefunden werden. Der Betriebshof macht im Gegensatz zu denen in München und Plochingen keinen sehr grosszügigen Eindruck. Als Stellplatz kann jedoch der Bh auf die weitläufigen Gleisanlagen des Frankfurter Aussenbahnhofs zurückgreifen, der sich im Vorfeld des Hauptbahnhofs befindet. Mit der stetigen Erweiterung des Frankfurter S-Bahnnetzes stellt sich auch die Frage nach einem eventuellen Ausbau des Betriebshofs. Bis heute sind in Griessheim ausschliesslich Fahrzeuge der Baureihe 420/421 beheimatet.

Düsseldorf, KD

Mit der Unterhaltung von ET420-Triebzügen nahm das Bw Düsseldorf seine Arbeit in den siebziger Jahren auf, jedoch zogen dort in der folgenden Zeit vermehrt neue S-Bahnwendezüge bestehend aus E-Loks der Baureihe 111 und Leichbauwaggons des Typs "X" ein. Zusätzlich oblag dem Bw in Düsseldorf von 1982 bis 1993 die Unterhaltung der Lufthansa Express Züge der Baureihe 403/404, welche technisch viele Gemeinsamkeiten mit denen der Baureihe 420/421 aufweisen. Die Baureihe 111 wurde Anfang der neunziger Jahre zunehmend durch frühere Reichsbahnloks der Baureihe 143 ersetzt, die in kleinen Stückzahlen noch vertretene Baureihe 420 zog 1997 entgültig von Düsseldorf fort. Mittlerweile sind wieder S-Bahntriebfahrzeuge in Düsseldorf stationiert, diesmal sind es jedoch die neu ausgelieferten Fahrzeuge des Nachfolgers ET423/433.

(dm)
Stand:2001